Fit für die Schule

Liebe Eltern,

besonders bei den Eltern der 5-6 Jährigen ist das Thema Vorbereitung auf die Schule stark im Fokus. Erste Impulse vom Zahlenland werden Sie in den nächsten Tagen per Post erreichen. Es sind besondere Zeiten und auch wenn der Kontakt mit Gleichaltrigen im Moment stark zurückstecken muss, können Sie Ihr Kind fit machen, denn Schule ist sehr viel mehr als ABC und 1×1!

Wir haben Ihnen im folgenden ein paar praktische Anregungen zusammen gestellt wie Sie in Ihrem Alltag das Gedächtnis, die Sprache, die Motorik, die sozialen Fähigkeiten und die Selbstorganisation ihres Kindes weiter schulen können. Jeden Freitag wird es hier einen neuen Impuls für Sie geben. Die Idee ist diese Gedanken mit in die neue Woche zunehmen.

Soziale Fähigkeiten:

Falls Sie sich im Moment sorgen, dass ihr Kind durch die häusliche Isolation den Umgang mit anderen Menschen „verlernen“ könnte, können wir Sie beruhigen. Gemeinsam mit dem engsten Familienkreis auf engsten Raum sein, ermöglicht es den Kindern Sie als Erwachsene aufs genauste zu studieren und sich selbst ins System Familie einzufügen. Gemeinsam mit Ihnen werden Bedürfnisse ausgehandelt, Rücksicht nehmen eingeübt, Bitten und Dank formuliert und der Umgang mit Lebenssituationen die man nicht selbst in der Hand hat trainiert.

  • Beziehen Sie ihr Kind ein. Planen Sie gemeinsames Tun, sprechen Sie über gemeinsame Vorhaben und erstellen Sie Pläne und bitten Sie Ihre Kinder um Unterstützung. (Heute wollen wir das Bücherregal sortieren. Was denkst du worauf wir achten sollten? Wie wollen wir vorgehen? Brauchen wir noch etwas bevor wir beginnen? Was machst du? Was mache ich? Wir wollen heute den alten Schlitten flott machen. Was denkst du an welchem Ort könnten wir das tun?…was müssen wir vor dem Eisessen am Nachmittag heute noch erledigen…) Etwas planen, vordenken, durchziehen und sich selbst Ziele setzten ist ein hilfreiches Können für schulische Aufgaben.
  • Spielen Sie gemeinsam Brett und Kartenspiele. Üben Sie wie Gewinnen geht und wie Gewinner sich verhalten können, wenn Sie Verlierer nicht verletzen wollen. Üben Sie das Verlieren aushalten können. Bereiten Sie im Spiel mit Weitblick Ihr Kind bereits darauf vor, dass es jetzt gleich mal tapfer sein muss. Kommentieren Sie das Spiel, damit Kinder das Ende des Spiels und vielleicht sogar den vorhersehbaren Ausgang realisieren können. Motivieren Sie Ihr Kind dran zu bleiben und Spiele zu beenden. Etwas beginnen und etwas beenden ohne es zu unterbrechen, dass kann im Spiel sehr gut eingeübt werden und ist besonders fürs selbstständige Arbeiten in der Schule eine wichtige Fähigkeit.
  • Lassen Sie Konflikte nicht unbesprochen verklingen, denn Sie klingen im Kind noch weiter. Erklären Sie warum Sie ärgerlich sind. Erfragen Sie warum Ihr Kind ärgerlich ist. Gestehen Sie sich und Ihrem Kind nicht nur Freude, Heiterkeit und Ausgeglichenheit zu, sondern auch Wut, Unausgeglichenheit, Traurigkeit und Hilflosigkeit. Alle Gefühle brauchen Raum in uns und auch ein Gegenüber. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Erlebtes, über Lösungen und teilen Sie mit ihm ihre Zuversicht. Kein Streit, keine Traurigkeit währt ewig, denn nach jedem Sonnenuntergang kommt auch ein Sonnenaufgang.

Selbstorganisation:

Wann ist eigentlich der richtige Moment das Vögelchen allein fliegen zu lassen? Wenn unsere Kinder das Laufen lernen, zeigen sie uns sehr genau wie so etwas richtig gut laufen kann. Sie beobachten, sie  probieren sich aus und nehmen unsere helfenden Hände fest in ihre und dann, ja dann, lassen sie plötzlich die Hand los und laufen. Können Sie sich noch an dieses Gefühl erinnern? Die angehaltene Luft, das Herz das kurz aussetzt und dann die Freude, welche manch einem Vater die Tränen in die Augen trieb und ihr Kind bis tief ins Herz strahlen ließ? Genau so kann es in anderen Lebensbereichen auch gelingen – mit dem kleinen Unterschied, dass nicht Ihr Kind, sondern Sie selbst die Hand freigeben müssen. Es hat etwas mit Kontrolle abgeben und Vertrauen haben zu tun. Trauen Sie Ihrem Kind etwas zu und motivieren Sie aufrichtig „Das kannst du schon!“,  „Willst du heute mal?“, „Ich frage mich, ob du schon…Willst du es mal versuchen?“ „Ich bin hier, wenn du mich brauchst.“

  • Die meisten Kinder haben sehr früh eine klare Idee davon wie sie sich kleiden wollen. Manches gibt das Wetter einfach vor aber manches ist auch ganz frei wählbar. Lassen Sie ihr Kind das Outfit für den Tag selbst wählen. Erklären Sie worauf es ankommt, was nicht fehlen darf und warum Schlüpfer eine gute Erfindung sind. Und dann üben Sie sich im Aushalten von Farbigkeit, Musterrevolutionen, Knopffreiheiten und bunt gemixten Strümpfen. Und nicht vergessen, ein nackter Fuß macht noch keinen Schnupfen.
  • Gerade im Lockdown ist das Thema Aufräumen allgegenwärtig. Beziehen Sie Ihr Kind mit ein. Machen Sie ein Spiel daraus, denn Kinder lernen im Spiel nachhaltiger. „Heute sind wir die Straßenreinigung oder die Müllsammler. Unsere Aufgabe? Der Weg von der Tür bis zum Bett muss wieder begehbar sein.“ „Auf die Wäsche fertig los! Wer in der Wohnung die meisten Wäschestücke findet und sie in den Wäschekorb legt, gewinnt!“ „Heute räumen wir mit den Füßen das Lego in die Kiste!“ „Du räumst Schwerter und Schilde auf und du räumst Pferde und Drachen auf!“ Aufräumen kann Spaß machen und nach und nach schaffen es die Kinder auch allein.
  • Kinder übernehmen gerne Dienste und kleine Aufgaben. Im Kindergarten sind das Tischdienste, Morgenkreisvorbereitungen, Handtuch wechseln, Betten machen und andere Kleinigkeiten. Zuhause kann es das Saugen, Waschbecken schrubben, Tisch abwischen, Spüler einräumen, Müll runter tragen, Sofakissen aufschlagen, Bücherregal ordnen, Schuhe putzen, Treppe kehren, Wäsche nach Farben sortieren oder legen sein. Vormachen und zusehen, alleine tun und liebevoll loben.
  • Etwas alleine tun ist so großartig! Allein beim Bäcker die Brötchen kaufen, allein eine Runde um den Block laufen dürfen. Allein der Oma den Weg zum Spielplatz zeigen. Auf dem Weg zu Fuß oder im Auto Navi spielen. Pakete allein von den Nachbarn abholen und zu den Nachbarn bringen. Mal allein einen Freund anrufen dürfen. Nach und nach selbstständig werden und irgendwann fit für den Weg zur Schule sein.
Grobmotorik, Feinmotorik und Koordination
 
Den eigenen Körper spüren, steuern und deuten können. Eine Aufgabe an der selbst Erwachsene noch zu knabbern haben. Unsere Kinder greifen diese Aufgabe meist von allein und hoch motiviert auf. Es liegt einfach in uns. Beobachten Sie Ihr Kind, sie werden staunen! Wussten Sie, dass Klettern, Toben und Balancieren die mathematischen Bereiche im Gehirn trainiert? Wer heute Bauanleitungen von Ikea ohne Probleme umsetzten kann, ist als Kind vermutlich öfter mal hoch hinausgeklettert.
  • Jagen Sie Ihr Kind Bäume hinauf und hinunter, nutzen Sie Bordsteine zum balancieren und hüpfen. Nutzen Sie die Aufgaben die der Weg Ihnen und Ihrem Kind bietet aber treten Sie ja nicht auf die Linien zwischen den Wegsteinen! Laternen und Schilder sind zum Drehen da. Erstes Schild gleich eine Drehung, zweites Schild gleich zwei Drehungen…
  • Fahrrad fahren und Rollschuh sausen, Seil springen, Zielspringen und Weitsprung. Bälle werfen und fangen. Mit diesen einfachen Dingen üben Ihre Kinder von A nach B zu denken: Aufgabe, Lösungsstrategie und Ziel. Ihr Kind klettert immer nur hoch und bleibt dann sitzen oder hängt scheinbar endlos Kopfüber an der Reckstange? Lassen Sie ihm die Zeit die Welt von oben zu betrachten, denn die Fähigkeit zum Perspektivwechsel übt das Kind körperlich ein, um diese dann später im Geist zu nutzten. Nutzen Sie Sportvideos für Kinder, diese Videos bringen viel Spaß ins Wohnzimmer und bieten gute Übungen fürs eigene Körpergefühl. Die Fingerfertigkeiten sind nicht nur für die Stifthaltung wichtig, sondern auch fürs gelingende Werken und Musizieren. Um diese zu trainieren können Sie im Haushalt vieles nutzen. Im folgenden haben wir überlegt wo im häuslichen Alltag die Feinmotorik trainiert werden kann.
  • Zu viel Leergut in der Ecke? Für Kinder kann es nie genug sein. Drehen Sie alle Deckel ab und wieder drauf. Sortieren Sie Flaschen und Gläser im Schrank nach Größe. Rollen Sie die leeren Flaschen mit einem, zwei, drei oder fünf Fingern durch die Wohnung. Lassen Sie Knöpfe, Reißverschlüsse und Schleifen öffnen und schließen. Beim aufhängen der Wäsche können Kinder die Finger mit Klammern trainieren.
  • Scheren, Messer, Gemüsespieße, Hammer, Schraubendreher und Sägen wollen in die Kinderhände. Obacht geben und dabei bleiben. Allein tun lassen und staunen. Umgang mit Werkzeugen übt die Feinmotorik und das Gefühl Verantwortung zu tragen, denn was passiert, wenn ich nicht achtsam bin und was passiert wenn es gelingt?•In der Küche lernt ihr Kind die Finger koordiniert und mit passender Kraftzufuhr einzusetzen. Gemüse schälen und schneiden, Brote schmieren, Honig aus dem Glas holen, mittags das Essenauftun und erfragen wer von was wie viel möchte und dieses umsetzen, Teewasser aufgießen, Getränke verteilen. All diese Kleinigkeiten sind den Kindern später in der Schule hilfreich und erhalten Füllerfedern länger am Leben. •Knoten machen und Schleifen binden. Ein Mysterium! Aber gerade jetzt in der Zeit vor der Schule ist es ein guter Zeitpunkt von Klettverschluss auf Schleife umzustellen. Im Ordner Fit für die Schule finden Sie ein kleines Video zum Schleife binden aber auch im Internet gibt es wunderbare Anleitungen.

Der Entwicklungsbereich der Motorik ist quasi der Abenteuer-Lernbereich in der Entwicklung Ihres Kindes. Der Bereich in dem Pflaster bereit liegen sollten und große Emotionen zu Tage kommen, denn nicht nur der eigene Wille, sondern vor allem die Übung macht den Meister

In unserer Ideensammlung zur Schulvorbereitung finden Sie noch weitere Impulse für das mathematische Verständnis, logische Denken und die Sprachentwicklung. (Folgen Sie dem Link) Vermutlich haben Sie beim Lesen des Textes schon vieles von dem was Sie täglich tun wiederentdeckt.

Vertrauen Sie darauf, dass ihr Kind sich auch mit Ihrer Begleitung gut auf die Schule vorbereiten kann. Kinder die spüren: „Ich bin geliebt! Ich bin gut so wie ich bin! Ich darf mich ausprobieren! Ich darf Fehler machen! Ich habe Menschen die mich lieben und die ich lieb haben kann.“ Sind von innen heraus gut auf das Abenteuer Schule vorbereitet.